Meine „ERFAHRUNG“ mit der neuen BMW R1300GS

Am 28.10.2023 bei BMW Bergmann in Neumünster

Äußeres Erscheinungsbild

Mein erster Blick auf diese Maschine war wohlwollend. Schon bei der Betrachtung der Videos und Bildern im WWW muss ich bekennen, dass das die erste GS von BMW ist, die ich wirklich sehr hübsch fand. Sie wirkt gefälliger, graziler und schlanker als die, in meinen Augen, klotzigen, klobigen und allzu üppig ausgefallenen GS-Vorgänger.

So stand sie also vor mir und ich durfte sie eine halbe Stunde fahren. Gott sei Dank war das Wetter regnerisch und somit war der Andrang
der anderen Probefahrt Interessenten sehr gering. Viele waren, zum Glück, bei diesem Wetter mit ihrem Auto gekommen.

R 1300 GS
R 1300 GS

Menübedienung

Neu ist die ganze Fz-Software, die mir Hauke, einer der Bergmann Verkäufer, Gott sei Dank, selber einstellte. Das Wichtigste, der Motor An – und Ausschalter befindet sich jetzt am rechten Lenkerende, links neben dem Gasgriff…

Für die Bedienung und Einstellung wird der neue Besitzer dieses Motorrades sicherlich eine geraume Zeit benötigen, bevor er zumindest das Notwendigste so eingegeben hat, dass es für ihn
richtig passt!

Auf der neuen Maschine

Ich setzte mich auf das Motorrad und kam, obwohl ich nicht gerade klein bin, gerade noch mit den Fußspitzen auf den Boden. Alles andere, wie Sitzbank, Lenkereinstellung, Blick auf das Cockpit, Scheibenhöhe (elektrisch einstellbar) und Spiegeleinstellung passte so ganz gut.

Beim Belasten des Motorrades mit meinem Körpergewicht sank es merklich tiefer ein, als ich es von meiner BMW R1250R gewohnt war. Beim Auf – und Abbewegen meines Körpers fiel mir auf, dass der Federweg sehr groß sein musste. Beim diesen Wipp Bewegungen blieb das Motorrad vorn und hinten stets gleichmäßig in der selben waagerechten Position und Federung wie Dämpfung verhielten sich dabei vorbildlich gleichförmig und abgestimmt.

R 1300 GS

Motor starten

Der 1300er Motor

Nach Starten des Motors war ich zunächst überrascht. Es ist nicht mehr das tiefe, dumpfe und laute BMW boxertypische Grollen des Motors und Auspuffes zu hören. Diese sind offenbar mit technischen
Mitteln wesentlich abgedämpft worden. Dafür hört man etwas lauter
die mechanisch und heller klingenden Geräusche des Triebwerks.

Die ersten „gemächlichen“ Meter

Beim Losfahren stellte sich, wie bei den Vorgängern, der gleiche Effekt ein. Wohl auch durch den sehr breiten Lenker geschuldet fühlte sich die Maschine in dem Moment des Losrollens äußerst leicht händelbar, fast wie bei einem Fahrrad, an.

Schnell fühlt man sich auf diesem Motorrad fast wie „zu Hause“. Alles läßt sich gut händeln und bedienen, der Motor läuft rund, arbeitet sanft, mit kaum merkbaren Vibrationen in allen Drehzahlbereichen, beinahe einem Elektromotor gleichend. Das Motorrad strahlt „Ruhe“ aus, die sich auch schnell auf den Fahrer überträgt. Trotz nasser Fahrbahn und viel nassem Herbstlaub auf den Straßen fühlt man sich stets sicher, entspannt und geborgen.

Mir kommt es beinahe so vor, als ob es egal wäre, welchen Gang man für eine bestimmte Geschwindigkeit wählt. Bei etwa Stadtgeschwindigkeit könnte man wohl jeden x-beliebigen Gang wählen, ohne das der Motor ruckelt oder unruhig würde.

In allen, vor allem unteren Drehzahlbereichen, ist ein ruckelfreies und gewaltiges Beschleunigen problemlos möglich. Im Vergleich mit meiner R1250R kommt mir das Fahrverhalten allerdings etwas „gemächlicher“ und „langatmiger“ vor. Vielleicht liegt es daran, dass R1300GS deutlich spürbarer länger übersetzt ist als meine R1250R.

Von der, wohl kürzer übersetzten, R1250R bin ich es gewohnt, dass sie beim Beschleunigen mit, gefühlt, unbändiger ungezügelter Kraft zornig nach vorne will, als ob sie überhaupt nicht mehr zu halten wäre und die Pferde mit ihr durchgingen.
Dazu, wenn ich dann auch noch das Gas weg nehme, geht sie so „in den Keller“ und nimmt so abrupt und deftig an Geschwindigkeit ab, dass ich öfters von folgende Motorradfahrer darauf aufmerksam gemacht werde, dass mein Bremslicht nicht ginge…

Also hier verhält sich die neue GS zunächst etwas, gefühlt, bedächtiger.

R 1300 GS

Kann sie auch zügiger?

Etwas später, auf der Autobahn wollte ich es aber nun doch etwas genauer wissen. Der Verkehr ließ es zu und ich zog die Gänge nun
höher um schnell zu beschleunigen und hier zeigte mir sie endlich, dass sie noch sehr viel mehr „drauf hatte“. Volle Kraftentfaltung ohne
Ende, na siehst Du, es geht doch!

Das BMW R1300GS Getriebe

Das Getriebe läßt sich, auch ohne das Betätigen der Kupplung, übrigens extrem gut mit sehr kurzen und exakten Schaltwegen leise betätigen, nur beim Einlegen vom Leerlauf in den ersten Ganges wird es wieder mit einem alt bekanntem „BMW-KLACKS“ laut und deutlich vom Getriebe quiiert.
Mir ist übrigens nur ein einziges BMW Boxermotorrad bekannt, das diese Eigenschaft nicht hat. Bei der BMW R90 hatte ich während meinen Probefahrten dieses Phänomen nicht feststellen können. Persönlich halte ich dieses Getriebe am benutzerfreundlichsten.

Fahren mit „Telelever“ auf der Landstraße

Die Landstraßenfahrt mit der Neuen war ein Genuss. Man fährt mit der GS, wie ich es auch schon von den GS-Vorgängern kenne, unaufgeregt, souverän und mit stoischer Normalität eine nach der anderen Kurve ab, als wenn es das normalste wäre. Sei es eine spitze Kurve, sei es eine lange schnelle Kurve, oder sei es eine Straße mit holpriger und mangelhaft ausgebesserter Asphaltoberfläche, mit
purer Selbstverständlichkeit und mit kaum spürbaren Stößen im Fahrwerk wird alles hinter sich gelassen, nach dem Motto, war da was?

Dieses saubere Durchfahren, auch von problematischen Straßen (im Gelände bin ich mit diesem Motorrad nicht gefahren) ist, nach meiner
laienhaften Einschätzung, sicherlich unter anderem dem Teleleversystem von BMW zu verdanken. Bei dieser Probefahrt wurde mir wieder bewusst, wie toll eigentlich diese Federungsart ist.

Selber bin ich, angefangen von der BMW R1100S über die
luftgekühlten BMW R1200R viele Km mit Telelever gefahren und war immer voll zufrieden und fühlte mich sehr wohl mit dieser Art der Vorderradfederung.

Seit BMW die zusätzliche Motorkühlung mit Flüssigkeit versehen hatte, blieb leider nur noch Platz für eine, natürlich auch wirklich nicht schlechte, Upsidedown Telegabel, die ihre Arbeit sicherlich sehr
gut verrichtet. Auch wird von Experten der große Vorteil dieser Telegabel ins Feld geführt, dass die Rückmeldung von der Fahrbahn wesentlich besser und intensiver sei.

Aber, liebe Telegabelfans, biHe nicht böse werden, dies ist meine persönliche Meinung, offen gestanden, war es mir doch lieber, wohl gefedert und gedämpft mit der Telelever um die Ecken zu „gleiten“, als mit der Telegabel um die Ecken zu „stochern“. Das wurde mir jetzt, nach einigen Jahren plötzlich wieder klar!

Dieses Gefühl, unaufgeregt und souverän jede Kurve zu durchfahren, wurde mir auch von einem älterem, gestandenem, selber viel
motorradfahrendem und ausbildendem Fahrlehrer bestätigt. Er hatte die Absicht, sich privat ein neueres Motorrad zu beschaffen. Zur Probefahrt hatte er sich eine neue R1200GS ausgeliehen und fuhr seine, ihm sehr gut bekannte kurvenreiche „Haus-Strecke“.

Dabei kam es ihm vor, dass er nicht besonders schnell unterwegs war. Ab und zu wunderte er sich nur, wie schnell sich doch die
Fahrbahnoberfläche in den Kurven seinen Knien näherte, ohne das er das Gefühl hatte, dass er außergewöhnlich schräg in die „Ecken gegangen wäre“.

Als er zu Hause dann auf seine Uhr schaute, stellte er fest, dass er für diese, seine Hausstrecke gut 2 Minuten weniger gebraucht hatte…

Humorvoll, wie er ist, sagte er, mit diesem Motorrad ist man schneller unterwegs, als man glaubt. Mit diesem Motorrad sind selbst Anfänger schnell unterwegs, ohne es selber zu bemerken…

Im Regen auf der Autobahn

Bevor ich bei BMW Bergmann in Neumünster losfuhr, hatte Hauke, „Pi mal Daumen“ die elektrisch verstellbare Scheibe an meine Körperhöhe angepasst. Das kam tatsächlich genau hin.

Bei der gefahrenen Geschwindigkeit von 190 Km/h spürte ich keinerlei Fahrtwind und das Visier meines Helmes lag so günstig, das der, über der Oberkante der Scheibe fließende Luftstrom die Regentropfen wunderbar zur Seite fetzte. Das Motorrad selber lag auch bei dieser Geschwindigkeit ruhig und souverän auf der Straße, gab keine spürbare Stöße durch die Unebenheiten der Straße weiter und vermittelte mir den Eindruck, dass man, selbst bei diesem Regenwetter, ruhig und entspannt noch etliche 100 Kilometer zurücklegen könnte.

Resümee

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